Montag, 20. Februar 2012

Esstagebuch 13. Februar bis zum 19. Februar

Montag     : nichts
Dienstag    : nichts
Mittwoch:   1 Apfel
Donnerstag: Salat
Freitag:        nichts
Samstag:      Suppe
Sonntag       nichts

Gesamt: 300 kcal


Die Beziehung zum Essen ist schwierig. Ich erinnere mich.
Vor einem Jahr. Die Geburtstagsfeier von Jenny. Erstmal Bowlen und chinesisch essen. Ich habe eine Woche nichts gegessen, nur damit es den Anschein hatte, das ich normal esse. Besonders Jenny sollte das denken.
Ich sah diese Nudeln auf dem Teller. So viel... Und so fettig. Erstmal das Gemüse rauspicken und essen. Dann die Nudeln mit geschlossenen Lippen essen. Ich weiß nicht wie ich es erklären soll. Ich hab das so gegessen, dass das meiste fett an meinen Lippen hingen blieb und ich die nach jedem 2. Bissen mit der Serviette abtupfen konnte. Mie kamen die fast die Tränen, aber ich habe versucht so viel wie möglich so lächeln und so viel wie möglich zu reden. Linda und Jenny sind fertig und ich hatte nicht mal die Hälfte. Mit jedem Bissen wurde das schlechte Gewissen größer. Mit jedem Bissen habe ich mich mehr gehasst.Irgendwann wurde ich fertig. Die Stimme in mir wurde immer lauter. Ich habe mich aufgegeben. Ich habe gegessen. Doch einerseits war ich stolz, ich habe geschafft eine ganze Mahlzeit zu essen, aber andererseits habe ich mich dafür gehasst. Dafür das ich fettiges und ungesundes Zeug gegessen habe. Als ich zu Hause ankam. Bin ich erstmal in meinem Zimmer eine Stunde hin und her gerannt, Hampelmänner gemacht, Sit-ups, Kniebeugen. Die ganze Nacht. Bis ich voller Schmerzen, Müdigkeit regungslos auf dem Boden lag und mir die Tränen kamen....
Vor Hass, Vor Erleichterung, Vor Erschöpfung,

Dienstag, 14. Februar 2012

Ich muss es dringend loswerden. Ich bin glücklich. Ich bin verliebt. Ich bin mit ihm zusammen.
Mit IHM. Darin. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin zusammen mit IHM. Mit meinem besten Freund.
Am Valentinstag. Ich kann nicht mal Sätze bilden. Bin so aufgeregt. Mir erscheint das Leben schön und lebenswert. Mit ihm an meiner Seite. Nicht ganz. Er studiert in Amerika.... Aber das ist mir egal. Ich werde ihn in den Osterferien sehen und das wird eine unvergessliche Zeit. Ich wusste gar nicht, dass sich glücklich sein so schön anfühlt. So leicht, so unbeschwert. Einfach schön.
Bevor ich wirres Zeug von mir gebe, wollte ich mich noch an meine Leser bedanken, die mir so viel Kraft und Mut geben, dass ich es schaffe und mein Leben in den Griff kriege. Ich weiß, dass ich das schaffen kann. Besonders jetzt. Mit IHM.

In Liebe,

Cassie

Mittwoch, 8. Februar 2012



Ich sitze neben ihrem Bett. Ich versuche mir nichts anzumerken wie es mir geht.
Wir lachen und scherzen. Irgendwie unbeschwert. Irgendwie angespannt. Schwer zu beschreiben.
Sie fragt mich wie mein Tag war. Gut. Was ich ihr nicht sage, dass er beschissen war. In der Schule.
Er. Mit seinen Scherzen. Ich sei wie eine Kugel und mit seinem "Who's fat?". Auch wenn er es nicht ernst meint, verletzt das mich unglaublich. Versuche mir nicht anzumerken, nehme das Taschenmesser aus meiner Federtasche, verstecke es unter meinem Ärmel und gehe auf Toilette. Ich schneide mich. Fett. Nochmal. Wertlos. Nochmal. Ich habe es nicht verdient zu leben. Ich stehe vor der Tür. Tränen wegwischen. Ein Lächeln faken. Tür öffnen. Beine bewegen. Hinsetzen. Kopfhörer. Musik laut aufdrehen. Isolieren.
Diese Sprüche tun weh. Besonders jetzt. Wenn ich öfters mit meinen Eltern abends essen muss und spüre wie ich dicker werde, wenn mein Trainer sagt ich soll abnehmen. Ich mit der Situation mit meinen Freunden nicht klar  komme. Es tut weh. Da bleibt das Selbstverletzen und Hungern als Ventil übrig. Egal, ich bin bei ihr. Und ich möchte die Zeit mit ihr genießen. Besonders weil ich nicht weiß wie viel ich noch davon haben werde.
Ich würde es nicht verkraften sie zu verlieren. Auch wenn es meine "Schuld" ist. Ich wusste das sie Krebs hat, zu schwach ist. Ich weiß, dass sie es nicht schaffen
 wird. Auch wenn ich mich weigere daran zu glauben. Innerlich hoffe ich, dass sie es schafft. Sie wird es schaffen.



Montag, 6. Februar 2012

Ich habe wieder angefangen mich zu schneiden und zu hungern.
Das Lächeln zu Faken fällt mir unglaublich schwer. Ich starre in die Leere und die Menschen sitzen neben mir,
reden und lachen. Man selber merkt das nicht mal. Diese Abwesenheit.
L. und ich haben Freistunden. Wir reden. Ich weiß nicht wieso, aber ich vertraue ihr so unglaublich.
Ich habe von ihr erzählt. Einem Mädchen, die ich im Krankenhaus kennengelernt habe, sie hat Krebs.
Und das sie ihren Geburtstag feiern möchte. Und ich bin die einzige die kommen möchte. L. hat angeboten Mitzukommen. Echt süß. Heute habe ich sie besucht. So schwach. Ich saß neben ihrem Bett und habe ihre Hand gehalten. Auch wenn ich sie seit ca. 8 Monaten kenne, habe ich sie ganz fest in meinem Herzen eingeschlossen.
Ich hab sie echt gern. Hat jemand vielleicht eine Idee was ich ihr schenken könnte?

Mittwoch, 1. Februar 2012


Durch meine Freundin, die unter Magersucht litt, habe ich ihn kennengelernt.
Er war auf der selben Station wie sie.
Sie war meistens zu schwach um zu reden.
Er und ich saßen dann immer an ihrem Bett.
Sie konnte nur zaghaft lächeln.
Er und ich haben versucht so normal wie möglich zu sein.
Nicht ihr gegenüber unsere Sorge, unsere Angst sie zu verlieren, zu zeigen.
Sie lebt nicht mehr.

Er wartet vor einem Cafe.
Er sieht schrecklich aus. Dürr. Er hat abgenommen.
Seine wunderschönen blauen Augen sehen traurig aus. Seine vollen
Lippen spröde und weiß.
Das letzte Treffen war im Dezember.
Und er sah gut aus. Gesund.

Wir schreiben uns jeden Tag und telefonieren so oft wie möglich.
Ich stehe vor ihm.
Sehe ihn in die Augen und stehe immer noch.
Er fragt mich, ob ich ihn nicht umarmen möchte. Ich entschuldige mich
und er umarmt mich so doll. Ich hätte fast keine Luft bekommen.
Wir gehen rein. 
Wir bestellen uns Cola light.
Wir reden und reden. Über alles mögliche.
Dann über ihn.
Ich frage ihn wie es ihm wirklich geht.
Er sagt, es gehe ihm zunehmend schlechter. Durch den Druck seiner Eltern , der Schule
und dem Leistungsport hat er wieder abgenommen.
Ich höre ihm zu. Es macht mich traurig. Alles kommt wieder hoch.
Die Schmerzen und Trauer.
Er soll kämpfen. Er muss dem Leben eine Chance geben.
Ich frage ihn. ob er wüsste wie er mich glücklich machen könnte.
Und er daraufhin, wie.
Wenn ich ihn ein Stück Kuchen essen sehen würde.
Er: Man kann dich so leicht glücklich machen?
Er kauft sich ein Stück Schokokuchen.
Er sitzt davor. Starrt das Stück an. Zögert.
Ich lächel ihn an und sage ihm, dass ich an ihn glaube.
Er sagt mir, dass ich es nicht verstehen würde, wie schwer es ist zu essen.
Ich sei normal. Und wenn er isst, würde er dick werden.
Zu gut kenne ich das Gefühl, doch ich schweige. Ich nehme seine Hand. 
und sage immer und immer wieder, dass ich an ihn glaube. Er nimmt zaghaft ein Bissen.
Dann noch eins. Ich strahle ihn an. Noch ein Bissen. Mir kommen die Tränen.
Es macht mich so glücklich ihn essen zu sehen.
Er isst die Hälfte und ich bin unglaublich stolz.
Ich umarme ihn.

Wir verabschieden uns.
Er: Cassie, weißt du was für eine unglaubliche Freundin d bist.
Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich machen sollte.
Du gibst mir so viel Kraft und Unterstützung. Seit Jahren.
Du bist mittlerweile meine beste Freundin.
Nur dir vertraue ich diese Dinge an.
Cassie, ich liebe dich.