Mittwoch, 1. Februar 2012


Durch meine Freundin, die unter Magersucht litt, habe ich ihn kennengelernt.
Er war auf der selben Station wie sie.
Sie war meistens zu schwach um zu reden.
Er und ich saßen dann immer an ihrem Bett.
Sie konnte nur zaghaft lächeln.
Er und ich haben versucht so normal wie möglich zu sein.
Nicht ihr gegenüber unsere Sorge, unsere Angst sie zu verlieren, zu zeigen.
Sie lebt nicht mehr.

Er wartet vor einem Cafe.
Er sieht schrecklich aus. Dürr. Er hat abgenommen.
Seine wunderschönen blauen Augen sehen traurig aus. Seine vollen
Lippen spröde und weiß.
Das letzte Treffen war im Dezember.
Und er sah gut aus. Gesund.

Wir schreiben uns jeden Tag und telefonieren so oft wie möglich.
Ich stehe vor ihm.
Sehe ihn in die Augen und stehe immer noch.
Er fragt mich, ob ich ihn nicht umarmen möchte. Ich entschuldige mich
und er umarmt mich so doll. Ich hätte fast keine Luft bekommen.
Wir gehen rein. 
Wir bestellen uns Cola light.
Wir reden und reden. Über alles mögliche.
Dann über ihn.
Ich frage ihn wie es ihm wirklich geht.
Er sagt, es gehe ihm zunehmend schlechter. Durch den Druck seiner Eltern , der Schule
und dem Leistungsport hat er wieder abgenommen.
Ich höre ihm zu. Es macht mich traurig. Alles kommt wieder hoch.
Die Schmerzen und Trauer.
Er soll kämpfen. Er muss dem Leben eine Chance geben.
Ich frage ihn. ob er wüsste wie er mich glücklich machen könnte.
Und er daraufhin, wie.
Wenn ich ihn ein Stück Kuchen essen sehen würde.
Er: Man kann dich so leicht glücklich machen?
Er kauft sich ein Stück Schokokuchen.
Er sitzt davor. Starrt das Stück an. Zögert.
Ich lächel ihn an und sage ihm, dass ich an ihn glaube.
Er sagt mir, dass ich es nicht verstehen würde, wie schwer es ist zu essen.
Ich sei normal. Und wenn er isst, würde er dick werden.
Zu gut kenne ich das Gefühl, doch ich schweige. Ich nehme seine Hand. 
und sage immer und immer wieder, dass ich an ihn glaube. Er nimmt zaghaft ein Bissen.
Dann noch eins. Ich strahle ihn an. Noch ein Bissen. Mir kommen die Tränen.
Es macht mich so glücklich ihn essen zu sehen.
Er isst die Hälfte und ich bin unglaublich stolz.
Ich umarme ihn.

Wir verabschieden uns.
Er: Cassie, weißt du was für eine unglaubliche Freundin d bist.
Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich machen sollte.
Du gibst mir so viel Kraft und Unterstützung. Seit Jahren.
Du bist mittlerweile meine beste Freundin.
Nur dir vertraue ich diese Dinge an.
Cassie, ich liebe dich.

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